CHRISTINE SCHWEINÖSTER
„Die Welt kommt ins Dorf – und das Dorf kommt in die Welt.
Leben im Unteren Saalachtal im Salzburger Pinzgau von 1970-2020“
(TAURISKA Verlag)
Es ist ein Streifzug durch die letzten fünf Jahrzehnte, die es in sich haben: Globalisierung und Digitalisierung revolutionieren unseren Alltag. Rasant geht es in die Bildschirm-Gesellschaft. Dinge, die wir in der realen Welt getan haben, schwappen in die Online-Welt hinüber. Auch im Unteren Saalachtal, das nun – wie der Rest der Welt – zum „globalen Dorf“ gehört. Die Dorföffentlichkeit wird feminisiert. In vielen gesellschaftlichen Bereichen, die den Frauen Jahrhunderte lang verwehrt waren, finden sie nun Zugang. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist seit den 1970ern (spät genug!) rechtlich festgeschrieben, und man arbeitet kontinuierlich an der Praxis. Viele junge Frauen nutzen ihre neuen Spielräume. Sie reisen und sind so ungebunden wie nie zuvor. Die Bildungsreform durchdringt jetzt alle Gesellschaftsschichten. Jedoch wandern viele Frauen und Männer vom Landstrich ab, was die Region ebenso vor neue Herausforderungen stellt wie der demografische Wandel, die zunehmende Klimaerwärmung und zuletzt die Corona-Pandemie. Aber man begreift sich – angesichts der vielen Unruhepotenziale weltweit – doch als sehr begünstigt, noch in so schöner Natur mit so vielen Möglichkeiten und wertvollen Beziehungen leben zu können.
Es ist der Weg zur selbstbestimmten Frau, der im ersten Teil beschrieben wird: mit Ausbildung und eigenen Wünschen; mit selbstverdientem Geld und der stärker werdenden Präsenz nach außen – durch Aufgaben, die früher durchwegs Männer innehatten. Frauen bilden sich, reisen und sind so ungebunden wie nie zuvor. Sie wagen sich als Autorinnen mit ersten Lesungen an die Öffentlichkeit und werden ab den 80ern – wenn auch zögerlich – in der Gemeindepolitik aktiv. 2020, dem Ende dieser Zeitreise, gibt es dann auch Direktorinnen, Doktorinnen, Feuerwehrfrauen, Friseurmeisterinnen, Frauen auf Motorrädern …
Mit Lebenslust, Gemeinschaftsgeist und Humor geht es dann im zweiten Teil des rund 200 Seiten starken Werks quer durch die Region. Ein vielfältiges Spektrum an Leben wird hier sichtbar: mit Menschen, die die Kommune hinterfragen und bereichern; mit „Generation Gaps“, gelebten Traditionen und neuem „Spirit". Insgesamt ist es ein umfassendes Zeitdokument der vier Gemeinden Unken, Lofer, St. Martin und Weißbach. Die vielen Fotos zu den Texten stammen vom Pressefotografen Walter Schweinöster (gestorben 2019) und der Autorin selbst. Das Buch ist die Fortsetzung des vor zehn Jahren verfassten Werks mit dem Titel „100 Jahre Leben im Salzburger Saalachtal“, welches die Zeit ab 1860 bis in die 70er Jahre beschrieb.